Ich bin Klempner von Beruf - Reinhard Mey Page1
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Denn auch in den größten Nöten
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Gibt es immer was zu löten.
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Immer wieder gibt es Pannen
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An WC‘s und Badewannen:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Neulich hab‘ ich einen Boiler installiert,
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Der hat gut und gern zwei Tage funktioniert.
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Dann war er drei Tage alt
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Und das heiße Wasser kalt.
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Na, da hab‘ ich gar nicht lange repariert,
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Sondern sofort einen neuen installiert.
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Und da fragt mich doch der Kunde noch nachher,
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Ob denn reparieren nicht doch preiswerter wär‘.
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Da antwort‘ ich blitzeschnell:
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„Ihr uraltes Modell
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Stellt die Firma heute schon gar nicht mehr her,
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Und Ersatzteile gibt‘s schon längst nicht mehr.“
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Selbst in schweren Wirtschaftskrisen
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Find‘ ich Rohre hinter Fliesen,
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Ist ein Abfluß abzudichten,
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Und ein Unglück anzurichten:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Gestern mittag hat ein Kunde angeklopft,
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Bei ihm sei wohl ein Abwasserrohr verstopft.
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Ich erneu‘re rasch die Dichtung,
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Und dann stimmt auch schon die Richtung,
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Wenn man einen Pfropfen in die Röhre stopft,
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Kann es sein, daß der Rücklaufkrümmer tropft.
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Doch wahrscheinlich hat ein Doppelflansch geklemmt,
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Darum hab‘ ich gleich die Mauer aufgestemmt
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Und das Halbrundstück durchstochen
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Und die Wohnungswand durchbrochen
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Und die Nachbarwohnung auch noch überschwemmt.
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Es gibt nichts, was einen Klempner hemmt.
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Immer werden Hähne tropfen,
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Werden Waschbecken verstopfen.
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Immer gibt es was zu schweißen,
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abzubau‘n und einzureißen:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Letzte Pfingsten war es, glaub‘ ich, um halb acht,
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Da rief ein Mann an, völlig aufgebracht:
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Bei ihm sei ein Rohr gebrochen,
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Er selbst naß bis auf die Knochen,
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Und das sprudelt und das gluckert und das kracht.
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„Prima“, sagte ich: „das wird sofort gemacht.“
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An einem nebligen Novembertag
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Bracht‘ ich ihm erstmal den Kostenvoranschlag.
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Noch muß er zum Keller schwimmen
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Und zur Nacht sein Dach erklimmen,
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Denn vor Juni tu‘ ich keinen Hammerschlag.
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So hat jeder seine Sorgen heutzutag‘.
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Es gibt immer ein paar Muffen
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Abzuhau‘n und krumm zu buffen,
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Es gibt immer was zu plantschen,
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An den Hähnen zu verflanschen:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Am Freitag kam eine Reklamation,
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Ein Kunde rügte die Installation,
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Immer, wenn er Wasser zapfe,
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Sammle Erdgas sich im Napfe,
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Und klingle zufällig das Telefon,
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Gab es schon manch heftige Detonation.
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Ich löste das Problem höchst elegant,
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Indem ich Telefon und Hahn verband.
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Wenn es jetzt im Hörer tutet,
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Wird die Küche überflutet
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Und durch diesen Kunstgriff meisterlicher Hand,
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Ist schon jede Explosionsgefahr gebannt.
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Denn in Villen, Hütten, Lauben,
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Gibt es Muttern zu verschrauben,
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Selbst auf Schlössern, alten, stolzen,
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Gibt es Schellen zu verbolzen:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Gründlichsein ist jeden Klempners Pflicht.
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Donnerstag war eine Leitung nicht ganz dicht.
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Mit dem Anzieh‘n einer Mutter
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Ist das längst noch nicht in Butter,
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Denn, wenn dabei eine Bogenschelle bricht,
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Reduziert sich oft die Druckmanschette nicht.
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Folglich habe ich vom Keller bis zum Dach
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Alle Rohre neu verlegt und hab‘ danach
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Auch den Kühlschrank noch erneuert,
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Was die Sache zwar verteuert,
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Aber dafür sagt mir auch kein Kunde nach,
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Daß ich bei der Arbeit halbe Arbeit mach‘.
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Ein dreifach Hoch dem, der dies‘ gold‘ne Handwerk schuf.
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Linker Hand die Werkzeugtasche,
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Zwanz‘ger Schlüssel, Thermosflasche,
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Rechter Hand meine Rohrzange,
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So wird mir so schnell nicht bange:
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Ich bin Klempner von Beruf.
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Und braucht man keine Klempner mehr,
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Na, dann werd‘ ich halt Installateur.
